Geschichte der Kolloidforschung

Bei Kolloiden handelt es sich nicht um eine chemische Stoffklasse, sondern um einen bestimmten Zustand der Materie, wie die kondensierten Zustände des Festkörpers oder der Flüssigkeit. Das Besondere an diesem Zustand ist, dass die makroskopischen Eigenschaften in diesen Dimensionen stark durch die Größe beeinflusst werden.

Seit mehr als 150 Jahren erforschen Chemiker den kolloidalen Zustand der Materie, der von Ostwald als „Welt der vernachlässigten Dimensionen“ bezeichnet wurde. Selmi beschrieb 1845 wässrige Dispersionen von Silberchlorid, Schwefel und Preußischblau. Bald darauf untersuchte Faraday Goldsole und schloss daraus, dass dieser (kolloidale) Zustand der Materie thermodynamisch instabil sei und dass die Stabilisierung ein kinetisches Phänomen sein müsse. Einige der von Faraday hergestellten Dispersionen sind heute noch im British Museum ausgestellt.

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts stellte die Kolloidwissenschaft eine Verbindung zwischen der (präparativen) Chemie und der (theoretischen) Physik her. Einstein entdeckte den Zusammenhang zwischen der Brownschen Bewegung und dem Diffusionskoeffizienten, während Perrin diese Beziehung zur Berechnung der Avogadroschen Zahl nutzte. Seitdem hat die Kolloidwissenschaft weitere Wissenschaftsdisziplinen eingebunden, wie die Biologie und die Materialwissenschaften, um nur zwei zu nennen.